Die Bedeutungsfalle

Unser Verstand versucht das, was beim Malen an Bildern im Inneren und Äußeren auftaucht, zu verarbeiten - mit seinen Strategien, d.h. er analysiert das, was wir malen, bewertet, erklärt, interpretiert, versucht es einzuordnen.

Allzu leicht passiert es nun, dass unser Verstand anfängt eine Geschichte um das zu kreieren, was wir gemalt haben.

Das wäre noch kein Problem, doch wenn wir Gefallen an dieser Geschichte finden und sie plötzlich die Führung beim Malen übernimmt, dann wird das Malen früher oder später zu Arbeit, wird anstrengend, wir kommen ins Stocken, Langeweile oder Unlust tauchen auf.

Beim Process Painting kontaktieren wir aber nicht unseren Verstand, wir schöpfen aus einer viel tieferen Quelle.

Was ist also passiert?

Wir sind in die Bedeutungsfalle getappt.

Der Verstand hat die Kontrolle über das Bild, über den Malprozess übernommen. Jeder Impuls, der spontan auftaucht, wird jetzt überprüft, ob er gut zu unserer Geschichte passt.  Das läuft oft unbewusst und sehr subtil ab, so dass wir es selbst gar nicht merken.

Ein Beispiel:

Wenn der klare Impuls kommt, die Farbe Schwarz in unser Bild zu bringen und wir merken, dass mehr davon ins Bild will, tauchen oft folgende Gedanken auf:

  • Schwarz steht für das Dunkle, Schwere in meinem Leben.

  • Das will ich jetzt nicht auf meinem Bild haben.

  • Ich brauche ein harmonisches Bild.

  • Ich muss darauf achten, dass ich es gut ausbalanciere mit hellen freundlichen Farben.

  • Es darf nicht die Oberhand gewinnen.

Aber:

Kannst du wirklich wissen, was eine bestimmte Farbe, ein bestimmtes Bildelement in deinem Bild bedeutet?

Was, wenn alles, was auftaucht, gar nicht so persönlich wäre, wie du glaubst?

Was kannst du nun tun, wenn du bemerkst, dass du dich wieder einmal in eine Geschichte verstrickt hast?

Stell dir folgende Frage:

Hat meine Geschichte die Führung über das Bild übernommen oder ist es immer noch das Bild, das Geschichten und Erkenntnisse auftauchen lässt?

Steig nun wieder in den Malprozess ein, indem du dich fragst:

  • Was würde ich ohne meine Geschichte als nächstes malen?

  • Und was will der Körper tun, der Pinsel?

Erst wenn du dich aus den Fängen deiner Geschichte gelöst hast, tauchst du wieder tief in dein Wesen ein und ebnest damit den Weg zu einer neuen Erfahrungsdimension, die viel größer und weiter ist als die deines Verstandes. Das ist der Ort, wo Heilsames passiert.

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Vom Umgang mit den Bildern