Vom Umgang mit den Bildern

Die Bilder, die beim Process Painting entstehen, sind die sichtbaren Spuren einer Reise durch unsere inneren Landschaften, so intim wie Tagebuch schreiben oder Journaling. Es ist also Vorsicht und Umsicht im Umgang mit den Bildern angezeigt, auch nach dem Malen.

Wie sensibel wir alle auf Urteil und Bewertung reagieren, möchte ich mit einer kleinen Geschichte illustrieren.

Ich kann mich nicht erinnern, meinen Vater jemals zeichnen gesehen zu haben. Umso erstaunter war ich, als er eines Tages von einer beruflichen Fortbildung heimkehrte und beim Abendessen den Drang verspürte uns eine kleine Zeichnung zu zeigen, die bei einer Übung im Seminar entstanden war. Ich konnte freudige Aufregung bei ihm wahrnehmen, aber auch so etwas wie Verlegenheit, als er seine Zeichnung auspackte.

Ich war berührt von der Qualität dieser schlichten Zeichnung, aber noch mehr davon, dass mein Vater sich uns damit in einer Verletzlichkeit zeigte, die mir bisher unbekannt war. Für mich war das ein heiliger Moment. 

Doch die Geschichte ist hier noch nicht zu Ende.

An diesem Abend kam etwas später ein Freund meines Vaters zu uns zu Besuch. Als er die Zeichnung meines Vaters, die noch am Tisch lag, sah, fing er an zu lachen.

Nie werde ich den Blick meines Vaters vergessen!

Gezeichnet hat er nie wieder.

Wir alle fühlen uns verletzlich, wenn wir es wagen uns zu zeigen.

Doch es gibt eine gute Nachricht.

Alte negative Erfahrungen können durch neue positive überschrieben werden. Wir können unser Gehirn neu verdrahten, wie die Neurowissenschaften uns zeigen.

Dafür braucht es allerdings einen sicheren Begegnungs- und Entwicklungsraum. Dann kann Heilsames stattfinden und Transformation wird möglich.

Zurück
Zurück

Die Bedeutungsfalle

Weiter
Weiter

Die Ergebnisfalle